Crazy Holiday

Seufzend stellte Mo seinen Koffer mitten im Zimmer ab und ließ sich dann mit ausgestreckten Armen einfach nach hinten auf das große Bett fallen. Das Zimmer war ja ganz schön; groß, hell und gemütlich eingerichtet, aber dennoch auch irgendwie luxuriös, und das Hotel schien auch sehr vielversprechend zu sein. Das Personal war jedenfalls schon mal sehr nett und zuvorkommend gewesen. Mats hatte da echt was Tolles rausgesucht. Doof war nur, dass er jetzt alleine hier war, weil der werte Herr Hummels sich ja um seine kranke Mutter kümmern musste und deswegen kurzfristig, gestern, abgesagt hatte. Dabei freute sich Mo schon seit Wochen auf den gemeinsamen Urlaub mit einem seiner besten Kumpel. Vor allem weil er ja bis gestern noch nicht mal gewusst hatte, wohin es genau ging. Mats hatte alles geplant und ihm nichts verraten. Außer, dass es warm sein wird. Er wollte ihn überraschen, wie er gesagt hat, weil Mo einfach dringend mal Abwechslung und eine Pause brauchte. Als schwuler Fußballer nur von glücklichen und total verliebten Heten-Pärchen umgeben zu sein, die einem zeigten, was man selbst nicht haben konnte, zerrte ganz schön an die Nerven. Hatte ihn zeitweise richtig depressiv gemacht, weswegen Mats eben auf die Idee mit dem Urlaub kam. Wollte sogar auf seine gemeinsame Zeit mit Cathy verzichten, die zu Hause bleiben sollte. Doch nun war seine Mutter schwer krank geworden und da wollte der Lockenkopf natürlich für sie da sein, was Mo natürlich auch verstehen konnte. Gleichzeitig aber verfluchte er Frau Hummels auch. Was sollte er denn bitte hier alleine auf den Caymans?

Während des gesamten Fluges hatte Lukas sich immer wieder gefragt, ob es wirklich richtig gewesen war, alleine aufzubrechen. Ob er sich nun in der Karibik im Selbstmitleid suhlte oder in London, war dann doch auch egal. Aber Mats hatte gemeint, dass er mal einen Tapetenwechsel bräuchte, was auch überhaupt nur der Grund gewesen war, weswegen sie diese Reise geplant hatten.
Und Mats hatte auch sicher recht. Aber alleine konnte Lukas sich nur halb so gut ablenken, als wenn der Dortmunder dabei gewesen wäre. Warum hatte seine Mutter auch krank werden müssen?!
Jetzt war es allerdings sowieso zu spät. Er war bereits im Hotel, hatte die Schlüsselkarte in der Hand und war auf dem Weg zu seinem Zimmer, das für ihn allein vermutlich viel zu groß war.
Als er schließlich vor der richtigen Zimmernummer stand, schloss er die Tür auf und lief blind ins Zimmer, wobei er erst mal über einen Koffer stolperte und auf dem Hosenboden landete.
"Autsch!", grummelte Lukas. Sein Blick fiel auf den Koffer, der definitiv nicht seiner war und bei dem er sich fragte, wo der wohl herkam.
War Mats doch da?
Hastig schaute er auf. Aus seiner Position konnte er aber nur die Beine erkennen, die über die Bettkante hingen.

Mo schreckte aus seinen Gedanken auf, als er hörte, wie die Tür klackte. Kurz darauf gab es einen dumpfen Rums und anschließend fluchte jemand. Erschrocken richtete er sich wieder auf und sah, dass sein Koffer umgekippt war und einen ziemlich verärgerten Lukas Podolski daneben auf dem Boden sitzen. Mo erstarrte und bekam große Augen. Sein Herz raste und er glaubte nicht wirklich, was er gerade sah. Lukas Podolski hier in seinem Zimmer auf den Caymans? Das war unmöglich. Das konnte nicht sein. Immerhin hatte es Mats für sie gebucht und da war nie die Rede von einer dritten Person, geschweige denn von Poldi. Ausgerechnet Poldi.
Also was machte er bitte hier und vor allem, wie kam er überhaupt hier rein? Das würde Mo echt brennend interessieren. Doch er bekam keinen Ton heraus. Sein Sprachzentrum hatte sich mal eben verabschiedet und das Weite gesucht. Er konnte den anderen nur stumm ansehen, während er stocksteif auf dem Bett saß und nicht mal in der Lage war einen kleinen Finger zu rühren.

"Was stellst du deinen Koffer mitten in den Weg, Mann!", echauffierte sich Lukas und rappelte sich schließlich langsam auf. War er eben noch davon ausgegangen, dass Mats auf dem Bett lag, wurde er im nächsten Moment eines besseren belehrt.
"Oh!" Stattdessen hatte es sich Moritz Leitner es sich dort gemütlich gemacht, brachte aber keinen Ton heraus.
Lukas schloss jedoch erst mal die Tür, bevor er dem ganzen auf den Grund gehen würde. Gesagt, getan. Keine Minute später saß er ebenfalls auf der Matratze. "Mats hat gar nicht gesagt, dass er dich als Vertretung schickt."
Stirnrunzelnd sah er Moritz an. Sie hatten eigentlich nie wirklich miteinander zu tun gehabt, deswegen überraschte es ihn, dass Mats Moritz sein Flugticket gegeben hatte.

Mo starrte Lukas einfach nur an und zuckte bei dessen doch etwas schroffen Tonfall zusammen. Das war sein Zimmer, da konnte er seinen Koffer hinstellen, wo er wollte. Was regte sich der Andere also so auf? Er verstand gerade gar nicht, was hier passierte. Und als sich Lukas dann auch noch ebenfalls auf Bett setzte und irgendwas von Vertretung faselte, war er vollends verwirrt. Vertretung wofür? Und was hatte Mats bitte damit zu tun? Außer, dass dieser eigentlich mit Mo hier her fliegen wollte und dann doch abgesagt hatte. Ebenso fragend starrte Mo zurück und schluckte. Er war Lukas noch nie so nah gewesen und das brachte ihn gerade zusätzlich noch durcheinander. Schwärmte er doch so ein klitzekleines bisschen für ihn. Oder auch ein bisschen mehr, wie Mats zumindest immer behauptete.
„Ver-Vertretung?“, brachte er irgendwann mühsam hervor.

Schien so, als hätte Moritz ihm nicht wirklich zugehört. Also fing Lukas noch mal von vorne an.
"Mats hat mich quasi zu diesem Urlaub genötigt, weil ich seiner Meinung nach aus gewissen Gründen Ablenkung und Abstand brauche. Und weil seine Mutter krank geworden ist, hat er abgesagt. Also hat er dich scheinbar als Vertretung geschickt.", erklärte Lukas es nun ein bisschen verständlicher, wobei Moritz es eigentlich auch vorher schon hätte verstehen können.
Aber der Jüngere kam ihm gerade sowieso etwas durch den Wind vor.
Wie dem auch sei. "Kannst du ein bisschen rüber rutschen?" Es gab schließlich nur ein Bett und nach dem langen Flug wollte Lukas mal die Beine ausstrecken.

Zum Urlaub genötigt? Ablenkung und Abstand? Mats hat kurzfristig abgesagt, weil seine Mutter krank geworden ist? Irgendwie kam dass Moritz ziemlich bekannt vor. Aber seit wann bitte, haben Mats und Poldi so viel miteinander zu tun, dass sie zusammen in den Urlaub fahren wollten? Das war ihm neu. Davon hatte Mats nie was erzählt. Scheinbar hatte der Lockenkopf ihm so einiges nicht erzählt, aber eine Vertretung war Mo definitiv nicht. Immerhin war er zuerst hier gewesen und ja. Wenn, dann war höchstens der Ex-Kölner die Vertretung.
„Ähm… Mats hat mich nicht als Vertretung geschickt. Eigentlich wollten wir zusammen herfliegen. Doch, wie du schon gesagt hast, ist dann seine Mutter krank geworden und er hat abgesagt. Der Urlaub steht schon seit Monaten fest…“
Mo sah den Anderen immer noch total verwirrt an, rutschte aber brav ein Stück, um Platz zu machen.

Jetzt war es wohl an Lukas verwirrt zu sein.
"Das raff ich nicht...", kratzte er sich am Hinterkopf. Was wollte Mats denn damit bezwecken? Er schickte zwei Leute zusammen in den, die sich nur da her kannten, wenn sie gegeneinander spielten. Das heißt, sie kannten sich auch nicht besonders gut. Außerdem klang es sehr danach, dass Mats das alles geplant hatte. Warum sonst sollte er ihnen beiden genau die gleiche Story auftischen? "Ich glaube, der gute Herr Hummels hat uns astrein verarscht!", stellte Lukas also fest.
Moritz rutschte ein Stück zur Seite, sodass Lukas jetzt mehr Platz hatte, damit er sich auch hinlegen konnte, um die Beine etwas auszustrecken. Das war doch gleich viel besser.

Mo verstand das Ganze genauso wenig. Eher sogar noch weniger. Sein Kopf realisierte ja noch nicht mal so wirklich, dass er mit Lukas Podolski zusammen auf einem Bett saß. Da himmelte er den Kerl wochenlang aus der Ferne an, knutschte fast den Fernseher ab, wenn Poldi drauf war und plötzlich saß er mit diesem einfach so, mitten in der Karibik, auf dem Bett. Himmel, er kollabierte gleich. Das musste man erst mal verarbeiten. Sein Herz schob jedenfalls schon mal Sonderschichten und seine Atmung ging auch deutlich schneller. Lukas sah aus der Nähe aber noch besser aus, als im Fernsehen oder auf Bildern. Mo konnte nicht anders, als ihn die ganze Zeit anzustarren.
Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als es an der Tür klopfte. Verwundert runzelte Mo die Stirn, sah zu Poldi und stand dann auf. Seine Knie waren ganz weich und sobald er außer Sichtweite von Lukas war, stützte er sich erst mal an der Wand ab und atmete ein paar Mal tief durch, um sich wieder etwas zu beruhigen. Seine Hände zitterten wie verrückten und waren ganz feucht.
Erst dann öffnete er die Tür. Ein Hotelangestellter stand davor, hatte ein Tablett mit zwei Gläsern und etwas Obst in der Hand und sprach irgendwas auf Englisch, was Mo nicht so ganz verstand. Normalerweise war sein Englisch eigentlich ganz gut, aber irgendwie war er gerade nicht aufnahmefähig. Nahm einfach das Tablett entgegen und sah dem Typen noch einige Sekunden hinterher, als dieser wieder verschwand, bevor er zurück zu Lukas ging, der ausgestreckt auf dem Bett lag.
Das Tablett stellte Mo auf einen der Nachtschränke und setzte sich wieder auf die Matratze. Versuchte irgendwie bei dem Ganzen hier durchzublicken. Den Blick auf das Gebrachte gerichtet, fiel im auf, dass da ein kleiner Umschlag war, auf dem Poldi und Mo stand. Er stutzte, nahm aber dann neugierig den Umschlang in die Hand und holte einen kleinen Zettel heraus.

Hey Jungs!
Ich hoffe, ihr seid gut angekommen und euch gefällt eure Unterkunft.
Tut mir leid, dass ich nicht dabei sein kann, aber ich glaube, ihr werdet auch ohne mich einen schönen Urlaub haben.
Ich wünsch euch jedenfalls viel Spaß und erholt euch gut. Wir sehen uns dann, wenn ihr wieder da seid.
Liebe Grüße
Mats

Jetzt war Mo komplett verwirrt und durcheinander. Wusste gar nicht mehr, was er denken sollte und reichte den Zettel wortlos an Lukas weiter.

Moritz antwortete ihm nicht, was Lukas dann doch etwas wunderte. Stattdessen spürte er die ganze Zeit über einen Blick auf sich ruhen. Allerdings achtete der Stürmer nicht weiter darauf. Er verschränkte die lieber die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Der Flug war so anstrengend gewesen, dass er direkt einschlafen könnte. Aber das wäre dann doch ziemlich unhöflich. Also versuchte er sich mit geschlossenen Augen zwanghaft wach zu halten. Machte nicht besonders viel Sinn. Doch um darüber jetzt zu philosophieren, war er zu müde.
Irgendwann klopfte es an der Tür und Lukas war Moritz ziemlich dankbar, dass er ging, um die Tür zu öffnen. Er selbst wäre wahrscheinlich auf dem Weg dahin eingeschlafen.
Nur wenige Augenblicke später senkte sich die Matratze wieder neben ihm, sodass Lukas die Augen wieder aufschlug. Moritz saß dort und las einen Zettel, den der Stürmer schließlich kommentarlos entgegen gestreckt bekam. Stirnrunzelnd nahm Lukas den Jüngeren das Stück Papier ab und ließ seine Augen über die Zeilen huschen.
"Klingt für mich, als wäre das von Anfang an sein Plan gewesen...", murmelte er und nahm den Zettel aus seinem Blickfeld, damit er Moritz ansehen konnte.

Lukas sprach aus, was Mo gerade gedacht hatte. Doch was das sollte, verstand er immer noch nicht. Warum schickte Mats sie zusammen weg, obwohl sie sich gar nicht kannten? Er wusste doch genau, dass er Poldi total toll fand und gar nicht wusste, wie er sich ihm gegenüber verhalten soll. Zudem tat er sich mit fremden Personen anfangs immer etwas schwer und blamierte sich dabei meistens bis auf die Knochen. Das konnte Mats ihm doch nicht wirklich antun wollen!
Scheinbar aber schon. Denn immerhin saß er jetzt mit Lukas in der Karibik. Mo stand schon wieder kurz vorm Herzinfarkt. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine zitternden Hände ruhig zu halten. Knibbelte ein wenig an dem Briefumschlag herum, um sich zu beruhigen.
„Scheinbar schon. Aber wozu? Ich mein, wir kennen uns doch gar nicht wirklich und ich wusste auch gar nicht, dass du und Mats euch irgendwie näher kennt, geschweige denn, abgesehen von der Nationalmannschaft, Kontakt zueinander habt. Mir ist das grad irgendwie alles zu hoch!“ Und zu viel. Schließlich saß er hier mit seinem…ja, Schwarm, irgendwo am anderen Ende der Welt und niemand in der Nähe, bei dem er sich ausheulen konnte. Mo war leicht verzweifelt und würde Mats am liebsten dafür köpfen. Doch der war ja nicht da…

"Keine Ahnung, wie Mats dazu kommt.", zuckte Lukas mit den Schultern. Der Dortmunder musste ja der Meinung sein, dass Moritz dazu in der Lage war, ihn von seinen Sorgen abzulenken, was Mats selbst aber sicher besser gekonnt hätte, weil er Bescheid wusste. Das war zumindest Lukas' Meinung.
Ein Gähnen konnte er nicht mehr unterdrücken. "Sorry, ich bin total müde.", entschuldigte er sich.
"Mats und ich haben uns über die Nationalmannschaft ganz gut angefreundet und telefonieren seitdem regelmäßig." Außerdem kotzte er sich bei dem Dortmunder über jeden Scheiß aus. Diese Erklärung sollte doch ausreichend sein. Zu allem weiteren war er gerade sowieso nicht in der Lage.
Zumal Lukas immer noch herumrätselte, warum Mats das alles veranstaltete.
Irgendein Grund musste doch dahinter stecken?! Aber der wollte sich ihm jetzt nicht erschließen.

Irgendwie war es ja schon beruhigend, dass Lukas genauso wenig Ahnung davon hatte, was das Ganze hier sollte und warum sie jetzt zusammen hier saßen. Kam er sich wenigstens nicht ganz so verarscht vor. In dem Punkt zumindest. Was die Sache mit der Freundschaft zwischen Mats und Lukas betraf schon. Da telefonierte der Idiot regelmäßig mit seinem Schwarm und sagt ihm das nicht mal. Das war ja wohl die Höhe! Und sowas schimpfte sich bester Freund. Unglaublich! Er musste mit Mats wohl mal dringend ein ernstes Wörtchen reden, wenn er wieder zurück ihn Deutschland war und ihm die Leviten lesen. Das ging ja wohl mal gar nicht. Mo könnte sich gerade tierisch aufregen und ballte wütend die Hände zu Fäusten. Ließ sie aber schnell wieder locker und versuchte sich zu beruhigen. Er wollte sich jetzt nicht unbedingt vor Poldi erklären müssen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Mats hatte schon öfters merkwürdige Ideen gehabt, die keiner verstanden hat“, meinte Mo dann nur und man hörte deutlich, dass er leicht angesäuert war.

Lukas musste sich wirklich anstrengen, dass ihm die Augen nicht zufielen.
"Na ja...irgendwas wird er sich wohl dabei gedacht haben...", tat er gähnend seine Meinung kund.
"Sorry, aber ich muss mal für ne Stunde schlafen oder so. Der Flug hat mich fertig gemacht."
Moritz würde das sicher verstehen, wobei es Lukas schon ein wenig wunderte, dass der Jüngere so gar nicht erschöpft schien. Aber er selbst konnte während eines Fluges nie richtig schlafen, deswegen musste er das jetzt nachholen.

„Wahrscheinlich“, brummte Mo als Zustimmung. Er war grad ein bisschen sauer auf Mats, dass der ihm nie erzählt hat, dass er näheren Kontakt zu Poldi pflegt. Immerhin wusste er ja, wie sehr Mo den Arsenal- Spieler bewunderte und toll fand. Halt ein wenig für ihn schwärmte. Da fand er es eben nicht so toll, wenn einer seiner besten Freunde ihm so eine wichtige Information vorenthielt.
Im Gegensatz zu Lukas war Mo aber nicht wirklich müde. Der Flug hatte ihn zwar auch angestrengt, vor allem da er ja eh nicht so gerne flog, aber der Ärger über Mats verdrängte die Müdigkeit weitestgehen, so dass sich Mo nur ein wenig erschöpft fühlte. Schlafen wollte er also nicht wirklich. Zumal er eh bezweifelte, dass er das jetzt konnte.
„Kein Problem. Ich verzieh mich so lange auf den Balkon und lese. Die Cocktails und das Obst stell ich in den Kühlschrank für später. Oder willst du jetzt was haben? So als gute Nacht Trunk?“ Mo grinste den Älteren frech an und versuchte so seinen Ärger zu überspielen.

Lukas nickte bestätigend und gähnte noch einmal ausgiebig.
"Du...musst nicht auf den...Balkon...kannst auch hier bleiben. Wenn ich schlafe, dann wie ein Stein...", bot er an.
Ihm war das eigentlich recht egal. Er war einfach todmüde.
Lukas kuschelte sich tiefer ins Kissen. Dabei fiel sein Blick auf das Tablett und somit auch auf die Cocktails und das Obst. "Ist da Alkohol drin?"
An sich sah das ja wirklich lecker aus, aber das war es sicher nicht mehr, wenn da Alkohol drin wäre.

Mo lächelte weich, als er Lukas beobachtete, wie diesem fast schon die Augen zu fielen und er ständig gähnen musste.
„Ist schon ok. Draußen ist so schönes Wetter, da will ich nicht hier drin hocken. Zumal es sich ja doch besser schläft, wenn man seine Ruhe hat.“ Außerdem musste er mal ein paar Minuten tief durchatmen. Poldi plötzlich so nahe zu sein, machte ihn ganz verrückt. Seine Hände zitterten immer noch und waren schweißnass. Und auch sein Herz schlug nach wie vor schneller, als normal wäre. Mo musste sich also dringend etwas beruhigen, sonst hatte er Lukas wohl einiges zu erklären, wenn dieser mitbekam, wie es um ihn stand.
„Ich weiß nicht, aber ich denke mal nicht. Immerhin hat Mats das alles hier geplant und da ihr ja, wie du sagtest, regelmäßig Kontakt habt, müsste er ja theoretisch wissen, dass du keinen Alkohol magst.“ Mo wusste es ja auch und noch einige andere Dinge mehr. Aber zumindest die Sache mit dem Alkohol sollte man als Fan und vor allem als guter Freund wissen. Mo griff dennoch zu einem der Gläser und trank einen Schluck aus dem Strohhalm. „Mh, lecker. Und schmeckt auch nicht nach Alkohol.“ Er grinste wieder und diesmal war es ein ehrliches Grinsen.

"Und selbst, wenn du wieder reinkommen würdest...ich würd's wahrscheinlich nicht mal merken."
Das war einfach so. Wenn man wollte, konnte man ihn in seiner Tiefschlafphase durchs halbe Hotel tragen, Lukas würde es wirklich nicht mitbekommen.
Okay, bei Mo brauchte er sich da wahrscheinlich keine Sorgen machen.
Die Erklärung des Jüngeren klang sehr plausibel. Deswegen probierte er einfach mal. Und tatsächlich schmeckte er keinen Alkohol. "Wirklich lecker."
Dennoch stellte Lukas das Glas wieder zurück. "Den Rest später...", gähnte er erneut.
Dabei schob er einen Arm unter sein Kopfkissen und drehte sich auf die Seite. "Gute Nacht!", schloss der Stürmer schließlich die Augen.

„Dann schlaf mal gut“, wünschte Mo und stand dann vorsichtig auf. Die Cocktails und das Obst stellte er, wie vorhin gesagt, in den kleinen Kühlschrank, den sie auf dem Zimmer hatten. Daran konnten sie sich ja nachher bedienen und vielleicht auf ihren gemeinsamen Urlaub anstoßen oder so. Anschließend ging er zu seinem Koffer, der immer noch mitten im Weg stand und wühlte einige Zeit darin herum, bis er sein Buch gefunden hatte, was mal wieder nicht da war, wo es sein sollte. So wie immer. Mag vielleicht daran liegen, dass er immer alles einfach nur in den Koffer schmiss. Kein Wunder also, dass nichts am richtigen Platz war. Mo zog sich dann auch gleich noch eine kurze Hose an. Bei dem Wetter würde er sonst in seiner Jeans auf langer Sicht eingehen. Seinen Koffer ließ er dann einfach so halb ausgepackt und durchwühlt liegen, wollte Lukas nicht noch mehr stören. Der schien nämlich echt müde und fertig zu sein. Seine Atmung ging schon tief und gleichmäßig. Scheinbar war er eingeschlafen.
Mo betrachtete ihn noch einen Moment und musste wieder leicht lächeln, weil es irgendwie total niedlich aussah, wie Lukas da lag. Bei dem Gedanken schüttelte er aber schnell wieder den Kopf und verschwand dann auf den Balkon. Er rückte sich einen der Liegestühle in der Sonne zurecht, machte es sich darauf bequem und klappte sein Buch auf. Doch wirklich lesen tat Mo nicht. Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit um den Schlafenden im Zimmer. Irgendwie freute er sich darauf, mit Poldi die nächsten Wochen zu verbringen und ihn besser kennen zu lernen. Gleichzeitig hatte er aber auch irgendwie Angst davor. Lukas war toll und sein Körper spielte in dessen Nähe jedes Mal total verrückt. Das würde die reinste Folter werden. Und das wusste Mats doch auch. Warum also hatte er sich zusammen hier her geschickt? Diese Frage ließ Mo einfach nicht los. Darüber merkte er gar nicht, wie geschafft er eigentlich selber war. Seine Augenlider wurden immer schwerer und fielen irgendwann ganz zu. Sein Kopf kippte leicht zur Seite. Dass ihm das Buch aus der Hand rutschte und zu Boden fiel, bekam Mo schon gar nicht mehr mit. Da war er schon längst eingeschlafen.

Dass Moritz noch ein bisschen im Zimmer herum huschte, bekam Lukas nur noch am Rande mit. Er war so fertig und ausgelaugt, dass ihn das nicht mal störte. Moritz gab sich aber auch müde, nicht allzu viel Lärm zu machen. Mit Basti als Zimmernachbar hatte er da schon einige Male genau das Gegenteil erleben dürfen. Sein bester Freund hatte aber auch scheinbar immer Spaß daran, ihn vom Schlafen abzuhalten. Genauso wie Louis damals, allerdings mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass sein Sohn einfach noch ein Baby gewesen war.
Schließlich driftete Lukas in einen traumlosen Schlaf ab.
Er wusste nicht warum, aber nach gefühlten zehn Minuten fand er sich auf dem Boden wieder.
"Autsch!", schlug er grummelnd die Augen auf. Dieser Urlaub war scheinbar prädestiniert dafür, dass er ständig auf dem Boden landete. War ihm selbst allerdings auch neu, dass er so viel Platz zum Schlafen brauchte, dass dieses Bett nicht ausreichte.
Den Ellbogen reibend richtete sich Lukas langsam auf und warf einen Blick auf die Uhr. Die gefühlten zehn Minuten waren dann doch anderthalb Stunden gewesen.
Schließlich sah er durch das große Fenster nach draußen auf den Balkon. Moritz saß noch immer draußen. Erst beim genaueren Hinsehen merkte der Stürmer, dass dieser auch eingeschlafen war.
Leise öffnete er die Tür und trat hinaus. Dabei hatte er das Gefühl gegen eine unsichtbare Wand gelaufen zu sein. Die Hitze schlug ihm drückend entgegen. Wie Moritz hier schlafen konnte, war ihm ein Rätsel. Außerdem schien die Sonne auch noch unbarmherzig auf sie herab, sodass er beschloss, Moritz lieber zu wecken, damit er keinen Sonnenbrand bekam.
Sanft tätschelte Lukas die Schulter des Jüngeren. "Moritz, aufwachen!"

Mo grummelte etwas, als er die sanfte Berührung spürte und versuchte sich ihr zu entziehen und sich bequemer hinzulegen. Dabei wurde er aber irgendwie behindert, weswegen er missmutig die Augen aufschlug. Ein wenig verwirrt sah er sich um und stellte fest, dass er sich ja in einem Liegestuhl befand. Kein Wunder also, dass seine Bewegungsfreiheit ein wenig eingeschränkt war. Doch warum bitte schlief er in einem Liegestuhl? Wofür gab es denn bitte Betten?
Dass Poldi vor ihm stand, bemerkte Mo erst nach einiger Zeit, irgendwie war er noch total verschlafen und somit noch nicht ganz fit im Kopf, und zuckte leicht erschrocken zusammen. Jetzt wusste er auch, warum er denn in einem Liegestuhl schließ. Eigentlich hatte er ja lesen wollen, musst dabei aber wohl eingeschlafen sein. Scheinbar hatte ihn der Flug noch mehr geschafft, als er vorhin zugegeben hatte. Schlagartig lief er rot an und sah Lukas verlegen an.
„Oh… ähm… ich muss wohl eingeschlafen sein“, meinte er sehr geistreich und setzte sich ein wenig gerader hin. Irgendwie war ihm das peinlich.
„Hast-hast du denn gut schlafen können?“ Lukas sah jetzt zumindest ein bisschen wacher und frischer aus, als vorhin.

Moritz brauchte einen Moment, bis er wirklich wach war. Kurz sah er sich um und erschrak dann leicht, als er Lukas entdeckte, der ja überhaupt nur der Grund dafür war, dass er geweckt wurde.
"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich hab gedacht, vielleicht solltest du nicht die ganze Zeit in der prallen Sonne liegen.", erklärte Lukas gleich.
Kurzerhand setzte er sich einfach ans Fußende der Liege.
"Ja, hab ich. Nur das Aufwachen war etwas unschön. Das Bett war wohl ein bisschen zu klein für mich.", lachte er.
"Und du?"

„Kein Problem und danke“, stotterte Mo überrascht und merkte erst jetzt, wie warm es eigentlich hier draußen war und das die Sonne wirklich ziemlich auf ihn nieder knallte. Wie er dabei schlafen konnte, war ihm irgendwie selbst ein Rätsel, aber scheinbar muss er echt fertig gewesen sein. Aber auch egal. Lukas hatte ihn ja rechtzeitig geweckt. Er grinste diesen dankbar an und zog dann seine Beine ein wenig ein, damit Lukas mehr Platz hatte.
Verwirrt runzelte Mo die Stirn. „Zu klein? Wie darf ich das denn verstehen?“ Für ihn war das Bett riesig. Sie mussten da ja auch immerhin zu zweit drin schlafen. Da klang es nicht unbedingt gut, wenn Poldi sagt, dass ihm das Bett zu klein ist. Eigentlich sollten sie da aber schon zu zweit reinpassen, mit genügend Platz für jeden. Doch wenn Mo so an das Sommermärchen dachte, kamen ihm leichte Zweifel auf. Da hatte Lukas auch ein großes Bett für sich alleine gehabt und lag quer darin. Eine zweite Person hätte da definitiv nicht mehr rein gepasst.
„Ähm… ganz gut eigentlich. Auch wenn ich selbst nicht so ganz weiß, wie ich bei der Wärme schlafen konnte.“ Er grinste wieder verlegen. „Und jetzt merk ich auch erst mal, wie mich der Flug ebenfalls geschafft hat.“

"Weiß nicht. Ich hab mich wohl so sehr hin und her gedreht, dass ich wieder mal Bekanntschaft mit dem Boden gemacht habe. Er scheint mich wohl zu mögen.", zwinkerte Lukas lachend. Besonders bequem war er allerdings nicht.
Aber zum Glück hatte der Stürmer eh nicht vor, dauerhaft auf dem Boden zu schlafen.
"Und ich hab schon gedacht, ich bin alt, weil mich der Flug so fertig gemacht hat und dich nicht. Gott sei Dank ist dem nicht so."
Wobei Lukas auch Tag und Nacht schlafen konnte, wie er wollte. Schlafen ging bei ihm irgendwie immer.
"Was hältst du davon, wenn wir uns entweder was zu essen aufs Zimmer bestellen oder irgendwo was essen gehen? Hunger hätte ich nämlich auch langsam.", schlug der Stürmer vor. Denn von der Obstplatte wurde er ganz sicher nicht satt und eigentlich war die ja auch viel besser als Nachtisch geeignet.

Bei dem Bild, wie sich Lukas im Schlaf so sehr hin und her wälzte, dass er am Ende sogar aus dem Bett fiel, musste auch Mo lachen. Die Vorstellung war schon lustig. Nur hoffte er, dass das nicht unbedingt passierte, wenn er auch mit drin lag. Allgemein wollte er lieber noch nicht daran denken, dass er überhaupt mit Poldi in einem Bett schlafen musste. Das würde eh schon problematisch genug werden. Den Gedanken schob er also erst mal nach hinten. Damit konnte er sich auch später befassen.
„Alt? Du bist doch nicht alt! Meine Oma ist alt, ja. Aber du doch nicht!“ Vehement schüttelte Mo den Kopf. Lukas war doch noch keine dreißig und erst recht noch keine sechzig. Also auch noch nicht alt. So einfach war das. Für Mo seinen Geschmack war der Arsenal-Spieler mit seinen 28 Lenzen genau richtig. Nicht zu alt und auch nicht zu jung. Aber das war ein anderes Thema.
Der Vorschlag mit dem Essen war gut. Sehr gut sogar. Den Fraß, den es immer im Flugzeug gab, konnte man ja nicht als Essen bezeichnen und satt wurde man da erst recht nicht. Es war also schon einige viele Stunden her, dass Mo das letzte Mal gegessen hatte und sein Magen fühlte sich schon ziemlich leer an.
„Klingt gut. Aber ich wär dafür, dass wir uns was bringen lassen. Ich bin jetzt doch ganz schön kaputt und hab echt keine Lust mehr, in der Weltgeschichte rumzutappen, um was zu essen zu suchen.“ Selbst wenn das nur hieß, mit dem Fahrstuhl ein paar Etagen tiefer zu fahren.